Seit dem 18. Dezember 2017 befinden sich zahlreiche Fotos und Videos von Aktivist*innen auf der Webseite der Hamburger Polizei. Die „SOKO Schwarzer Block“ wirft den Personen Straftaten während der Proteste gegen den G20-Gipfel vor. Gezeigt werden Aufnahmen, die während Polizeieinsätzen an der Elbchaussee, am Rondenbarg, oder im Schanzenviertel entstanden sind. Die Polizeiführung hatte die Internetfahndung bereits im Vorfeld auf einer Pressekonferenz angekündigt.
104 mutmaßliche Täter*innen sind teils mit Ganzkörperfoto und Personenbeschreibung auf der Internetseite zu sehen. Unter den Videos die Frage: „Wer kann Angaben zu diesen Personen machen?“ Darunter dann noch die Ergänzung, dass es sich bei allen abgebildeten Personen bis zum gegenwärtigen Ermittlungsstand um unbekannte Tatverdächtige handelt.
Hierzu erklärt Heiko Lange, Mitglied im Bundesvorstand der Roten Hilfe e.V.:
„Diese Art der Verfolgung von vermeintlichen oder tatsächlichen linken
Aktivist*innen ist eine Vorverurteilung und nichts anderes als ein
Aufruf zur öffentlichen Denunziation, was unser Verein scharf
verurteilt. Wir begrüßen, dass zahlreiche Medien sich geweigert haben,
hierfür Bildmaterial zur Verfügung zu stellen. Es ist skandalös, dass
Medienvertreter*innen und Bevölkerung dazu aufgefordert werden,
Hilfspolizei zu spielen. Dies kann für die abgebildeten Personen
gefährliche Konsequenzen haben und scheint wohl bewusst einkalkuliert zu
sein. Es handelt sich aus unserer Sicht um eine PR-Show, um die
Deutungshoheit über die Geschehnisse, insbesondere den Polizeiangriff
auf die Demonstration am Rondenbarg zurückzugewinnen. Diese war ohne
Vorwarnung angegriffen und aufgelöst worden, wobei zahlreiche
Aktivist*innen zum Teil schwere Verletzungen erlitten. Während der
gesamten Proteste gegen den G20-Gipfel ist es zu zahlreichen
Rechtsbrüchen und Körperverletzungen durch Polizeikräfte auch auf
Journalist*innen gekommen. Diese sind ausreichend belegt. Die Rote Hilfe
e.V. fordert eine bundesweite Kennzeichnungspflicht für
Polizeibeamt*innen. Betroffenen Personen raten wir, mit
Rechtshilfegruppen oder Anwaltskanzleien Kontakt aufzunehmen und Ruhe zu
bewahren.“