Der September war gefüllt mit theoretischen Diskussionen und Präsentationen über Anarchismus und dessen verschiedene Seiten. Die Libertäre Tage brachten eine Menge Leute näher an anarchistische Ideen. Sympathie für die Ideen ist jedoch eine Sache, Organisation, um diese Ideale zu erreichen – ist eine ganz andere Geschichte.
Um zu beweisen, dass der Anarchismus eine lebendige Alternative zum Kapitalismus ist, müssen wir uns organisieren und da kommt ihr ins Spiel. Falls du noch zögern solltest oder ganz alleine bist und nicht weißt, was du tun sollst – wir werden versuchen, dir zu helfen.
Einer der wichtigsten Teile, wenn es darum geht, sich im politischen Kampf zu organisieren, ist es, das Thema, das du ansprechen willst, aufzunehmen. Über die Revolution in der Abstraktion zu sprechen, ist recht einfach, aber diese Abstraktionen anzuwenden ist eine ziemliche Herausforderung. Eines der wichtigsten Dinge, die in dieser Frage zu beachten sind, ist, tatsächlich zu schauen, was DEINE Probleme in der gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft sind. Studierst du und hast große Schulden? Bist du arbeitslos und hast Probleme mit dem Jobcenter oder zerstöt dein Job dein Leben? Berühren dich die Problemen, mit denen Einwander*innen in diesem Land auf dem Weg zur Freiheit konfrontiert sind? Frage dich selbst, um welcher Sache du kämpfen willst, und beteilige dich daran.
Allerdings solltest du bitte beachten, dass politische Organisation kein Hobby sein sollte, das du aufgibst, wenn du ein anderes Hobby findest. Politisch aktiv zu sein bedeutet, Verantwortung für die Probleme in der Gesellschaft zu übernehmen, in der du lebst. Wenn du dich in einer Situation wiederfindest, in der du weggehen kannst, gibt es immer Tausende von denen, die das nicht können, deshalb ist es wichtig da weiter zu kämpfen, wo du angefangen hast.
Das beste Beispiel hierfür ist die Welle der Solidarität mit Migrantinnen in den Jahren 2015-2016, die eine ganze Reihe von Menschen in Kontakt mit den Problemen gebracht hat, mit denen Migrantinnen nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt konfrontiert sind. Allerdings war diese Welle so schnell vorbei, wie sie begonnen hatte, begründet durch das Ausscheiden eines ziemlich großen Teil der Bewegung, aus welchen Gründen auch immer. Dieser Rückgang war leicht zu verkraften für diejenigen, die nicht direkt mit den Problemen konfrontiert waren, aber die große Gruppe von Migrantinnen wurde mit dem deutschen „Sozial“staat und den NGO-Arbeiterinnen allein gelassen.
Also ist es auch eine Verantwortung, sich auf den Kampf einzulassen. Hast du Zeit und Willen, dich dem politischen Kampf anzuschließen? Bist du bereit, dem Kampf Priorität einzuräumen und vielleicht andere Teile deines Lebens zu opfern, die du genießt? Es muss nicht immer so sein, aber früher oder später wirst du wählen müssen, und das solltest du im Hinterkopf behalten.
Sobald du dich entschieden hast, aktiv zu werden, kannst du dich nach Gruppen umschauen, die bereit existieren:
- Die FAU Dresden beschäftigt sich mit den Fragen der Organisation am Arbeitsplatz und der Bekämpfung des Kapitalismus in Traditionen des Anarchosyndikalismus.
- Das Anarchistische Netzwerk Dresden mach Öffentlichkeitsarbeit, hat einige Medienaktivitäten, organisiert aber auch Demonstrationen und Präsentationen. Du kannst dieser Circle-A Crew oder dem Anarchistischen Radio beitreten.
- Das Malobeo ist ein anarchistischer Raum, der sich in der Neustadt horizontal organisiert. Hier könnt ihr die Herausforderungen der Organisation eines kollektiven Raums im wirklichen Leben sehen.
All diese Gruppen und Räume sind freundlich und aufgeschlossen gegenüber neuer Leute, die etwas tun wollen.
Abgesehen von diesen gibt es auch einige anarchistische Kollektive, die nicht so zugänglich für die Öffentlichkeit zu sein scheinen.
Es gibt viele linke und antifaschistische Gruppen in der Stadt, die mensch mit anarchistischen Ideen verbinden könnte, aber als neue Person könnte es schwierig sein einen Platz zu finden und sich leicht in subkulturellen Kreisen zu verlieren, anstatt sich den politischen Kämpfen zu widmen.
Falls du nichts gefunden hast, was dir gefällt, kannst du immer eine eigene Gruppe gründen und die Probleme angehen, die du für wichtig hälst. Auf der einen Seite ist es vielleicht eine große Arbeit, aber auf der anderen Seite – nichts motiviert besser, als für die Dinge zu kämpfen, die dir ganz persönlich wichtig sind.
Und wenn du dich entschließt, keine neue politische Gruppe zu gründen, kannst du dich auch mit Freundinnen treffen und etwas organisieren, das Affinitätsgruppe genannt wird – ein enger Kreis von Freundinnen, die sich frei nach ihren Entscheidungen verschiedenen Kämpfen anschließen. Das bedeutet, dass die Agenda von der Arbeitsplatzorganisation zum Kampf gegen das Polizeigesetz mit der Entscheidung der Gruppe wechseln kann.
Im Allgemeinen, was auch immer du als anarchistischer Aktivistin tust, solltest du immer daran denken, dass wir nur dann stark sind, wenn wir zusammenstehen. Kollektive Anstrengungen sind viel effektiver als der individuelle Kampf gegen den Kapitalismus. Es mag anziehend sein, ein einsamer Wolf zu sein, der direkt, auf Seiten von Comicbüchern, gegen Ungerechtigkeit in dieser Welt kämpft, aber die Welt kann nur wirklich durch kollektiven Kampf und Kooperation verändert werden.
Also zögere nicht und fange an dich zu organisieren!