Hammer und Sichel ist kein Symbol der Freiheit

An vielen öffentlichen Orten und in alternativen Treffpunkten kann mensch Leute beobachten, die Hammer und Sichel malen. Es gibt Sticker auf denen diese Symbole mit Slogans für Befreiung und Freiheit kombiniert werden. Es scheint so als wären eine Menge Menschen der Überzeugung, dass diese Symbole alle Strömungen des Kommunismus repräsentieren. Es geht sogar fälschlicherweise soweit, dass einige Anarchist*innen neben dem klassischen „A“ im Kreis auch „Hammer und Sichel“ malen um ihre Verbundenheit mir der anarcho-kommunistischen Bewegung auszudrücken.

Dieses Mal werden wir in unserer „Symbolismus“ Ecke „Hammer und Sichel“ entmystifizieren und endlich klarstellen woher diese Symbolik überhaupt kommt und womit sie assoziiert wird.

Es stimmt, dass unterschiedliche Variationen von Hämmern (auch in Kombination mit anderen Symbolen) während des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Arbeiter*innenbewegung in Verbindung gebracht werden können. Sicheln wurden zu dieser Zeit hauptsächlich verwendet um den Kampf der in der Landwirtschaft beschäftigten Menschen zu repräsentieren. Und auch schon davor wurden beide Symbolen in vielen kulturellen und sozialen Zusammenhängen in verschiedensten Variationen verwendet.

„Hammer und Sichel“ wie wir es heute kennen wurde von Yevgeny Kamzolkin, einem Künstler aus Moskau, für die Bolschewiki als Dekoration für den 1. Mai 1918 entworfen. In der Sowjetunion wurde der Symbolismus von den Bolschewiki als Teil der Ideologie der Einheit von Arbeiter*innn und Bauern*Bäuerinnen benutzt. Der 5. Allrussiche Sowjetkongress wählte „Hammer und Sichel“ als Staatssymbole der Sowjetunion (rote Flage mit Hammer und Sichel als Nationfahne der Sowjetunion) und auch als Symbole für die Rote Armee. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Bolschewiki bereits das basis-demokratische Rätesystem abgeschafft und ermordeten seit zwei Jahren politische Gegner * innen durch die Tscheka (dem Staatssicherheitsdienst). Somit war “Hammer und Sichel” von Beginn an ein Symbol für die verlorene Revolution. Und unter diesem Symbol bauten die Bolschewiki ihr repressives System weiter aus. Viele tausend Menschen, die den Ideen der Bolschewiki nicht folgen wollten, wurden von der Tscheka erschossen und GULAGs wurden errichtet in denen Millionen Menschen aufgrund von zu harter Arbeit, Hunger, Erschöpfung und widrigen Lebensbedingungen ihr Leben verloren. Mit dem großen Einfluss, den die Delegationen der Sowjetunion in der Komintern (Kommunistische Internationale) spielten, erscheint es plausibel, dass die Sowjetunion maßgeblich dazu beitrug „Hammer und Sichel“ als Symbole der kommunistischen Bewegung zu etablieren. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen adaptieren viele kommunistische Bewegungen auf der ganzen Welt diese Symbole. Auch das mörderische Regime der Roten Khmer in den 1970er Jahren in Kambodscha führte einen Genozid unter dem Symbol der “Roten Fahne mit Hammer und Sichel” durch. Heutzutage benutzen autoritäre Regime wie die Chinas, Nord Koreas, Laos‘ und Vietnams immer noch „Hammer und Sichel“.

Wie sich „Hammer und Sichel“ so weit in der deutschen Szene verbreiten konnte, ist nicht wirklich gut dokumentiert. Aber schon in den 20ern und 30ern des vorherigen Jahrhunderts benutze die KPD diese Symbole. Später verwendeten autoritäre kommunistische Gruppe „Hammer und Sichel“ als Symbole um ihre Verbundenheit mit den autoritären kommunistischen Lehren von Mao, Stalin, Trotzki und Lenin auszudrücken, all diese trugen zur Zerschlagung der revolutionären Arbeiter*innenbewegung am Anfang des 20. Jahrhunderts bei.

Es ist uns wichtig zu betonen, dass „Hammer und Sichel“, bis auf wenige Ausnahmen, nicht mit der anarchistischen und auch nicht mit der antiautoritären/libertären kommunistischen Bewegung in Verbindung gebracht wurde. Diese Bewegungen standen dem Bolschewismus fast von Anfang an kritisch gegenüber.

Wenn du Kleidung trägst auf der „Hammer und Sichel“ abgebildet ist oder wenn du die Symbole an die Wände der Stadt malst, in der du lebst, unterstützt du damit autoritäre kommunistische Strömungen. In Russland, und in vielen anderen Ländern auch, starben Millionen Menschen unter der roten Flagge mit Hammer und Sichel, weil sie sich gegen die Bolschewik und andere autoritäre Kommunist*innen stellten. Aus der Geschichte Europas sollten wir lernen, dass wir nicht nur die Hakenkreuze der Neonazis ablehnen, sondern uns auch vor „Hammer und Sichel“ der autoritären Kommunist*innen in Acht nehmen.

Wenn du dich jetzt fragst, wie du deine Verbundenheit zu anarcho- oder libertär-kommunistischen Bewegungen ausdrücken kannst, empfehlen wir die klassische schwarz-rote Fahne und das Circle-A.

Von Circle-A #5

9 thoughts on “Hammer und Sichel ist kein Symbol der Freiheit

  1. Natürlich ist Hammer und Sichel ein Symbol der Freiheit. Der Kommunismus kann schließlich nichts dafür von Stalin und Mao missbraucht zu werden. Lest Marx und Engels.

    1. Finde ich gut, der Beitrag hier spaltet eher… Ich als eher AnKom eingestellter sehe nämlich Das „A im Kreis“ genauso als Symbol der Freiheit wie „Hammer und Sichel“…

      Zumal ist viel Kritik an der Bolsheviki unklar und auch schwer zu vergreifen… Und ein Proletarischer Staat ist was ganz anderes als ein Bürgerlicher… Katalonien war nix anderes als Ein Proletarischer Staat, das sind einfach definitions Sachen die nix bringen… Geschichtsrevisionismus schon gar nicht… Ich arbeite mit allen, nur Stalinos und Maos mag ich nicht All zu sehr, kommt aber auf die Person an… Aber dieser Sektische Aberglaube ist halt kein vortschritt der linken

      1. Katalonien war kein proletarischer Staat. Geschichtsrevisionismus ist eher so’n Ding von autoritären Kommis. Die behaupten dann auch schonmal, dass die Sowjetunion unter Lenin noch stabil gewesen wäre und erst Stalin das alles versaut hätte. Die historischen Quellen sagen aber was anderes.

  2. DANKE!
    Kann sich diese Einsicht bitte flächendeckend verbreiten?
    Mir geht jedes Mal die Hutschnur wenn ich Leute mit der Sowjetswastika posieren sehe.

    #fuckauthoritarianism

  3. sichelhammer wird seit jahren von libertären kommies in mitteleuropa verwendet, von „nie zusammen in verbindung gebracht“ kann daher nicht die rede sein.

    aber die kritik ist grundsätzlich goldrichtig, denn symbole umdeuten kann manchmal emanzipatorisch sinnvoll sein. aber wenn sie im grösseren gesellschaftlichen und historischen kontext stets mit autoritären systemen assoziiert werden, werden diese (oder ihr erbe) damit aufgewertet, ob der/die symbolzeichnende nun will oder nicht. bullshitnostalgie ist oft auch nicht weit und wieso wir stalos nicht genauso jagen sollten wie nazis, hab ich nie verstanden.

    schliesslich gibt’s in libertären kreisen auch wenig toleranz für hakenkreuzhippies, die irgendeiner ethnosymbolik nacheifern, die sie als glückszeichen verstanden haben wollen, und zwar zurecht.

  4. Der Artikel: »Es scheint so als wären eine Menge Menschen der Überzeugung, dass diese Symbole alle Strömungen des Kommunismus repräsentieren.« Mehr muss man nicht wissen. H&S stehen für das, was die Menschen damit auasdrücken wollen und daran wahrnehmen. Mit den Hakenkreuz wollen die Leute Hass und Rassismus ausdrücken und sich von Menschenrechten anderer »befreien«. Die Propaganda gegen H&S und die Schwarz-weiß-Malerei zwischen (angeblich) autoritären und (angeblich) freien Gesellschaften dienen dazu, sozialistische Alternativen zu diskreditieren und den Nazismus zur Befreiungsbewegung gegen kommunistische Unterdrückung zu verklären. Wenn du solche Artikel schreibst »unterstützt du damit autoritäre [imperialistische] Strömungen.«

    1. Blödsinn! unter „Hammer und Sichel“ starben viele Menschen! dass die junge Leute die diesen Symbol heutzutage überall aus Dummheit malen, ändert nichts an dem Ursprung von diesem Symbol und wofür der am Anfang an benutzt wurde! genau so wie hackenkreuz muss „Hammer und Sichel“ längst verboten sein!

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