Am 9. November haben wir zu einen Rundgang in der Dresdener Neustadt aufgerufen. Wir haben mit ca. 50 Nachbar*innen gemeinsam den Opfern der Novemberpogrome von 1938 gedacht.
Damals wurden mehr als 1400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe zerstört. Jüdische Menschen waren auch vorher Antisemitismus ausgesetzt, aber die Pogrome zeichneten den Übergang der NS-Politik von der Diskriminierung der deutschen Jüdinnen und Juden ab 1933 bis hin zu ihrer systematischen Vertreibung und Vernichtung.
Beginnend an der Förstereichstr. 42 lernten wir die Geschichte von Alfred Max Leupold kennen. Er wurde 1884 in Dresden geboren und im Rahmen der Euthanasieverbrechen 1942 ermordet. Über die Louisenstrasse 12, wo an die Justin Kleiner und ihre Kinder Moses, Heinrich und Marie Kleiner erinnert wurde, gingen wir zur Alaunstrasse 11 zum ehemaligen Wohnort der Familie Blitzblau. Dort wurd aus aktuellem Anlass darauf hingewiesen, das Antisemitismus nach wie vor ein Problem ist, da an dem Abend in der Wurzelküche (Alaunstr. 11) eine antisemitische-völkische Buchlesung stattfinden sollte. Diese wurde aufgrund des öffentlichen Drucks abgesagt. Unser Rundgang führte uns weiter auf die Bautznerstr. 27 wo an Martha Schmoll gedacht wurde zur Bautznerstr. 20. Diese war früher eines der sogenannten Judenhäuser und wurde nach 1945 der jüdischen Gemeinde zurückgegeben. Dort wurde der erste jüdische Betsaal nach 1945 eröffnet und die Gemeinde nach der Shoah neu begründet.
An allen Orten haben wir die Geschichten der Menschen vorgelesen und damit kennengelernt, innegehalten und Blumen und Kerzen niedergelegt.
Antisemitismus ist leider kein historisches Phänomen. Deshalb ist es wichtig, dass wir aus der Geschichte lernen, uns mit den Ursachen der Verbrechen beschäftigen und uns heute aktiv gegen Antisemitismus und alle anderen Formen von Ausgrenzung und Diskriminierung einsetzten.
Vielen Dank an alle, die sich am Rundgang beteiligt haben.