Die in der Presse diskutierte angedachte Verschärfung des neuen sächsischen PolG. ruft zivilgesellschaftliche Kritik hervor

Eine Initiative mit dem Namen Polizeistaat Sachsen / Sachsens Demokratie gründete sich nun, mit dem Ziel die Pläne der sächsischen Regierung öffentlichkeitswirksam zu verhindern. Sie fordert die Umsetzung der Kennzeichnungspflicht von Polizist/innen und lehnen den Einsatz von so genannten Bodycams und Gesichtserkennungstechnik ab.

Am 27. Februar sollte der Gesetzentwurf für das neue Polizeigesetze dem Kabinett vorgelegt werden. Dies ist aus unbekannten Gründen nicht passiert. Laut Berichten der Sächsischen Zeitung ist das Gesetzt jedoch so gut wie beschlossen. So geht es bei den Entwürfen nur noch um Detailfragen. Wie immer ist der Deckmantel zum Abbau unserer Grundrechte die um sich greifende Terrorhysterie, Kriminalitätsbekämpfung und die Wahrung der „größtmöglichen Sicherheit der Bürger“. SPD und CDU wollen die Befugnisse der sächsischen Polizei maßgeblich erweitern. Befürchtet wird eine Erweiterung der Videoüberwachung im öffentlichen Raum, der Einsatz von Bodycams (Körperkameras) für Polizist*innen, der Einsatz von Gesichtserkennungssoftware, der Einsatz von mobilen und festen KfZ-Kennzeichen-Scannern, die Erweiterung der Telekommunikationsüberwachung, der Einsatz des Staatstrojaners und elektronischer Fußfesseln, Kontaktverbote für bestimmte Personengruppen sowie den möglichen Einsatzes der Bundeswehr im Inneren. Ob es wie in Bayern eine Form des Unterbindungsgewahrsams für sog. Störer (§ 17 Abs. 2 c PAG) geben wird, ist bisher nicht bekannt.

„Wir brauchen Alternativen, nicht mehr Polizei“ sagt Sascha Kerstens Sprecher der Iniative. „Es gibt tatsächlich viele Probleme in unserer Gesellschaft – Armut, Wohnungsnot und ein miserables Bildungssystem. Unsere sozialen Probleme sollten wir allerdings nicht mit ordnungspolitischen Maßnahmen lösen, sondern sozialpolitische Diskussionen führen.“

Des Weiteren verweist die Initiative auf die fehlende Transparenz der polizeilichen Arbeit. „Die Möglichkeiten der verdeckten Arbeit der Polizei sind immens. Beginnend bei der nicht vorhandenen Kennzeichnung von PolizistInnen bis hin zur nicht vorhandenen Transparenz, wann und bei wem die Telekommunikationsüberwachung angeordnet und durchgeführt wird. Bei diesem Umfang an staatlicher Überwachung, sehen wir wesentliche politische Grund- und Freiheitsrechte gefährdet“, so Kerstens.

Einer unserer wesentlichen Kritikpunkte ist auch, dass die Diskussion um ein neues Polizeigesetz nicht öffentlich geführt wird. „Bisher ist es schwierg an Informationen über die geplanten Maßnahmen zu gelangen, was angesichts der Tragweite nicht sein kann. Dies zeigt deutlich, wie sehr das neue Polizeigesetz unsere Demokratie gefährden könnte“.

Die Initiative plant derzeit eine medienwirksame Kampagne, um die Öffentlichkeit über die geplanten Maßnahmen zu informieren und diese öffentlich zu kritisieren. „Wenn uns als BürgerInnen diese Informationen nicht vorgelegt werden und damit auch diskutabel gemacht werden, dann braucht es eine Initiative wie uns, damit genau das dann geschieht.“

Im Zuge dessen gab es Mittwoch, den 18.04.2018 um 16 Uhr, einen Informationsstand am Albertplatz.

Räumung der „Zone a Defendre“ (ZAD) in Notre-Dame-des-Landes – Aprilausgabe des Anarchistischen Hörfunk aus Dresden

Direkter Link zum Download

Dies ist unsere 12te Sendung – das heißt den anarchistischen Hörfunk gibt es bereits seit einem Jahr.
Unglaublich aber wahr. Also wir freuen uns. Wir hoffen ihr freut euch auch. 🙂

Aus aktuellem Anlass geht es in der Aprilsendung um die anarchistische Bewegung in Frankreich. Leider gibt es sehr viele Repressionsprobleme zu berichten und das betrifft nicht nur den Versuch der Räumung der ZAD in Notre-Dame-des-Landes. Seit Ende März gibt es eine Welle von Repression, auf Grund der mehrere Menschen im Knast waren. Es braucht Solidarität! Ausserdem begannen im Januar die Proteste gegen das neue Hochschulgesetzt. Mehrere Unis wurden blockiert und es fanden viele Demonstrationen statt.

Inhalt:

  • Historischer Überblick über die ZAD in Notre-Dame-des-Landes
  • Interview mit einer Aktivistin aus Frankreich über die Situation und Bedeutung der Zad
  • Proteste gegen das Hochschulgesetz
  • Repressionswelle gegen Anarchist*innen
  • Termine

Musik:

    Musik gibt es diesmal von der Website der ZAD: https://zad.nadir.org/spip.php?rubrique53

Über den Antifaschismus und seine Verwirrung

Als Anarchist hätte ich eine Menge über Antifaschismus zu sagen, hauptsächlich würde ich ihn kritisieren. Ich schreibe diesen Text nicht als theoretische Kritik am Antifaschismus, obwohl ich zuerst auf den Fehler (für mich) hinweisen möchte, dass sich nur auf eine Sache konzentriert wird. Ich denke, dass Antirassismus und Feminismus allein auch ein Fehler sind. Warum, würdest du fragen. Weil wir uns als Anarchistinnen dessen bewusst sind, dass die Welt viel komplexer funktioniert als ein einfacher und leichter manichäischer Anmerkung der Redaktion: Der Manichäismus war eine stark vom Gedankengut der Gnosis beeinflusste Offenbarungsreligion der Spätantike und des frühen Mittelalters. Er verlangte von seinen Anhängern Askese und ein Bemühen um die Reinheit, die als Voraussetzung für die angestrebte Erlösung galt. Blick auf sie oder auf die Gesellschaft. Es gibt nur „Monster“ und gute Menschen. Faschismus ist nicht das Böse, was von ungefähr kommt, sondern das Ergebnis der Gesellschaft gegen die Anarchistinnen seit dem 19. Jahrhundert kämpfen. Und auch schon vor dem offiziellen europäischen Faschismus war die Welt kein Paradies; Rassismus existierte, es gab Progrome, Frauen* wurde schlecht behandelt, Kinder arbeiteten in Minen, Genozid war schon ein Teil der menschlichen Geschichte, Arbeiterinnen starben aufgrund der schrecklichen Ausbeutung und Anarchistinnen wurden verfolgt, zum Tode verurteilt oder wurden in Strafkolonien auf pazifischen Inseln oder in Südamerika gesteckt.Sich nur auf den Faschismus zu fokussieren ist ein Fehler, weil es ein großes Übel ist, das heutzutage nicht einmal mehr viel Sinn ergibt (Was genau ist Faschismus nochmal?) und um dieses große Übel zu bekämpfen, handeln Antifaschistinnen in den meisten Fällen nach dem Sprichwort: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Das wiederum führt zu einer wirklich problematischen Verwirrung in der antifaschistischen Bewegung (ich rede natürlich nicht von jedemjeder Antifaschist*in, einige wissen sehr gut, wo es stinkt und mit wem sie nicht abhängen wollen). Aber es führt auch dazu, dass mensch nur ein Problem in der Gesellschaft sieht, sich nur auf eine Sache fokussiert und den Rest ausradiert.

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Anarchistische Geschichte: 1. Mai

In vielen Ländern der Welt wird der 1.Mai als „Tag der Arbeit“ begangen: Volksfeste, Fahrradtouren und hoher Alkoholkonsum bestimmen nunmehr das Bild. Nur wenige nehmen an den ritualisierten Demonstrationen der etablierten Gewerkschaften teil. Kaum jemand kennt den kämpferischen Ursprung des 1.Mai als Kampftag der internationalen Arbeiter*innenbewegung. Ein Blick zurück in die Geschichte bringt längst vergessene Ziele und Träume von Arbeiter*innen ans Tageslicht, die weit über heutige Forderungen wie minimale Lohnerhöhungen hinausgingen…

19. Jahrhundert: Die Situation der Arbeiter*innen in den USA

Obwohl der 8-Stunden-Tag in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schon Gesetz war, wurde er von den Arbeitgeber*innen ignoriert. Mindestens 12 Stunden tägliche Arbeit und Kinderarbeit trotz gleichzeitiger hoher Arbeitslosigkeit bei den Erwachsenen waren an der Tagesordnung. Arbeitnehmer*innenrechte gab es in der Realität nicht. Gewohnt wurde in völlig überfüllten Baracken und Mietskasernen, in denen übelste hygienische Bedingungen herrschten.

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Stoppt das neue Polizeigesetz in Sachsen!

Am 15. März dem Internationalen Tag gegen Polizeigewalt gab es eine Aktion auf dem Albertplatz. Es wurden Flyer verteilt, die die anstehende Änderung des sächsischen Polizeigesetztes problematisieren.

Hier findet ihr den Text der Flugblätter:

Stoppt das neue Polizeigesetz in Sachsen!

Vor über einer Weile veröffentlichte die Sächsische Zeitung einen Artikel (1), in dem sie Punkte aus dem neuen Polizeigesetz vorstellte, welches momentan hinter verschlossenen Türen zwischen CDU und SPD diskutiert wird. Der Gesetzestext ist noch nicht öffentlich, aber die Informationen der SZ haben uns so sehr beunruhigt, dass wir die Notwendigkeit sahen, auf die Straße zu gehen.

Der Gesetzesentwurf zeigt eine klare Linie:

Mehr Überwachung in allen Bereichen des Privatlebens.

Mehr Möglichkeiten für die Polizei, die Privatsphäre anzugreifen.

Mehr Möglichkeiten für die Regierung, jede Art von Opposition zu unterdrücken.

Und das alles noch vor den Landtagswahl 2019, die die AFD eventuell als eine der größten Kräfte im Landtag hervorbringen wird!

Mehr Kameras mit Gesichtserkennung

Eine der Sachen, die besonders ins Auge fiel, war die Idee, mehr Kameras mit automatischer Gesichtserkennung an öffentliche Orte zu installieren. Diese Technologie ermöglicht die Verfolgung Einzelner in Echtzeit und die massenhafte Erstellung von Bewegungsprofilen.
Stell dir vor, dass ständig eine Person hinter dir hergeht und alles kontrolliert was du tust. Stalking richtig? Es ist rechtswidrig wenn Menschen das gegenüber anderen Menschen tun, aber es scheint in Ordnung zu sein, wenn der Staat es permanent tut.

Gleichzeitig sollten wir nicht vergessen, dass Kameras passive Empfänger sind. Sie werden weder Menschen in Notlagen helfen, noch Verbrechen verhindern oder Gründe ansprechen warum diese stattfinden, stattdessen werden sie Staat und Polizei bei der Bestrafung von Einzelpersonen für nicht angepasstes Verhalten unterstützen.

Jeden Widerstand zu verhindern, um den Staus quo zu erhalten, wird mit dem Gesichtserkennungssystem viel einfacher werden. Sie finden heraus mit wem du dich in deinem Alltag triffst, deine Kontakte und die Kontakte deiner Kontakte. Und oft wird dabei über das Ziel hinaus geschossen, wenn du zum Bsp. mit einer verdächtigen Person in der gleichen Straßenbahn fährst, und deshalb auf der Liste der überwachten Personen landest.
Das Gesetz betrifft alle. Einige erinnern sich vielleicht noch wie schnell es geht wegen einem „unangepassten“ Verwandten in der Familie auf der Stasi-Beobachtungsliste zu landen.

Bodycams – Kameras am Körper von Polizeibeamten, um sie zu kontrollieren.

Eine andere in dem Gesetz geplante Maßnahme, ist die Ausstattung der Polizeibeamt*innen mit Bodycams. Das soll gegen sie gerichtete Gewalt verhindern sowie Fälle von Machtmissbrauch gegen Bürger*innen dokumentieren.

Das erste Argument ist bekannt. Untersuchungen zeigen aber keine signifikante Abnahme der Gewalt gegen die Polizei durch das Tragen von Körperkameras. Im Gegenteil, Untersuchungen in Großbritannien und den USA zeigen, dass Gewalt gegen Beamt*innen, die Bodycams tragen, um 15% zugenommen hat.

Die gleichen Untersuchungen haben aber auch gezeigt, dass die Gewalt die von der Polizei ausgeht ebenfalls zugenommen hat, da Polizeibeamte wählen können, wann sie ihre Bodycam einschalten. Und so ist es oft so, dass die Kameras der Beamt*innen ausgerechnet während der Gewaltausübung nicht funktionieren. Die Polizei kann sich also ganz einfach vor öffentlicher Kritik schützen.

Gleichzeitig erhielt Initiativen wie CopWatch – also Menschen, die Polizeiarbeit dokumentieren, Probleme von Seiten der Polizei, da sie sich angeblich in die Polizeiarbeit einmischen würde. Versucht einmal Polizeibeamt*innen heute auf der Straße zu filmen oder einfach nur nachzufragen was sie da tun, während sie zum Beispiel Menschen kontrollieren, und ihr werdet höchstwahrscheinlich in Schwierigkeiten geraten.

Das Fazit ist also, es wird Transparenz durch öffentliche Kontrolle versprochen, allerdings, wissen die internen Strukturen der Polizei dies zu verhindern.

Staatlich gefördertes Hacking

Den letzten Aspekt, den wir uns anschauen möchten, sind staatlich geförderte Hacker. Es scheint, dass CDU und SPD der sächsischen Polizei erlauben wollen, sich in Eure Smartphones zu hacken, um sich dort ein bisschen umzuschauen. Details solcher Aktivitäten sind nicht klar. Auf Bundesebene wird schon länger Schadsoftware entwickelt um Zugang zu Computern und Smartphones zu erlangen.

Sicherheitsexperten argumentieren, dass wenn es Schwachstellen in der Sicherheit gibt und diese nicht behoben werden sondern die Polizei diese zum Beispiel nutzt, dann gibt es keine Garantie, dass nicht auch Dritte über diesen Zugang bescheid wissen. Es ist in etwa so als ob du sicherheitshalber die Wohnungstür offen stehen lässt, falls für den Notfall, dass die Polizei mal rein muss. Es dauert nicht lange bis auch anderen auffällt das deine Wohnungtür immer offen steht.

Alles für die AFD!

Und all das passiert ein Jahr vor den Neuwahlen im Landtag, mit der AFD als eventuell stärkste Partei. Es sieht so aus, als hätten SPD – und CDU-Politiker*innen wenig Zukunftsperspektive. Andernfalls ist es schwer zu erklären, warum sie so begierig darauf sind, derartige Veränderungen durch zusetzten, wenn Ende des nächsten Jahres die AFD an der Macht sein könnte.

Und in diesem Sinne verändert sich das Ausmaß des Geschehens drastisch. Stellt euch vor, wenn all diese Möglichkeiten der Überwachung in den Händen der Rechtspopulisten sind, die bereit dazu waren, Migrant*innen an den Grenzen zu erschießen?
Das Gesetz weiter voranzutreiben bedeutet, dass die AFD-Regierung im Falle eines Sieges mit einer der stärksten Infrastrukturen ausgestattet ist, um jegliche Art von progressiven sozialen Bewegungen oder Initiativen zu zerstören.

Vergesst nicht, dass es der AFD in Sachsen gelungen ist, nicht nur Konservative um sich herum zu scharren, sondern auch Nazi-Aktivist*innen, die sich nicht nur über Antifaschist*innen, sondern über jede*n, den sie als Feind*in betrachten, informieren wollen.

Am 15. März war der internationale Tag gegen Polizeigewalt. Dieser wurde nicht von Menschen ins Leben gerufen, die in Diktaturen leben, wo die Gewalt der Polizei bekannt ist, sondern in so genannten demokratischen Ländern.

Diesen Tag wollen wir zum Anlass nehmen um noch einmal zu erinnern: Wir sollten uns gegen die Entwicklung zu einen Polizeistaat wehren, der versucht, uns die Freiheit zu nehmen und die Kontrolle über die gesamte Bevölkerung zu ermöglichen.

Stattdessen fordern wir mehr Unabhängigkeit, in welcher Menschen in ihrer Nachbarschaft entscheiden, was im Falle von Problemen erforderlich ist.

Wir brauchen keine Polizist*innen, die unsere Nachbarschaft belästigen, wie es in Dresden und Sachsen der Fall ist!

Wir brauchen unsere Freiheit, und wir werden nichts davon an korrupte Politiker*innen und ihre gewalttätige Polizei abgeben!

(1)https://www.sz-online.de/sachsen/wir-alle-haben-verdammt-viel-zu-verbergen-3895934.html?