A-Tage 2025: Schön wars & Vielen Dank!

7 Tage – 33 Veranstaltungen über zweitausend Besucher*innen,  viele Freund*innen, Genoss*innen, neue Erfahrungen, Eindrücke und leckere Küfas. Außerdem über 1000€ gesammelte Spenden für unsere Genoss*innen in der Ukraine – wir sagen Vielen Dank für diese wunderbare Veranstaltungswoche.

Was macht uns eigentlich sicher?! 

Diese Frage beschäftigt uns als politischer und sozialer Zusammenhang hier in Dresden, seitdem der Verfassungsschutz uns nun seit mehr als einem Jahr als „gesichert linksextrem“ einstuft. Während der Anarchistischen Tage konnten wir diese Frage vor verschiedenen Hintergründen betrachten und diskutieren.

Die Veranstaltungswoche begann mit einem Einführungsworkshop in den Anarchismus und einen bewegenden Kinoabend mit „Aurora’s sunrise“, ein Film über die erschreckende und beeindruckende Geschichte der armenischen Genozidüberlebenden Aurora Mardiganian.  Weiterhin gab es während der Woche die Möglichkeit mehr über die Geschichte des Anarchismus in Deutschland zu lernen, einer fantasievollen kinky Lesung zu lauschen, leckere Küfa zu essen und alte Bekannte wieder zu treffen. 

Der Kollaps steht kurz bevor – wie können wir uns darauf, abseits von Staat und staatlichen Instituationen vorbereiten? Wie vermeidet mensch den Kollaps im Knast? Diesen Fragen widmeten wir uns in einem Workshop und einem Vortrag in der Mitte der Veranstaltungswoche. Wir sprachen über solidarisches Preppen und über Solidarität innerhalb und außerhalb des Knasts. 

Außerdem beschäftigten wir uns während unserer diesjährigen Veranstaltungsreihe mit Fragen wie: „Wie können wir auf uns als community achten? Gibt es eine Alternative zum diskriminierenden Psychiatrie-System? Was kann gegenseitige Hilfe im emotionalen Ausnahmezustand bedeuten? Im workshop „This is insane!“ tauschten sich Betroffene mit nicht Betroffenen über eben diese Fragen aus.

Wir sind besonders stolz, auch in diesem Jahr verschiedene speaker*innen aus unteschiedlichsten Teilen der Welt auf den A-Tagen in Dresden gehabt zu haben. Wir durften über die Geschichte der bewaffneten community Selbstverteidigung in den USA lernen, hörten ein Update von unseren Genoss*innen aus Belarus, fünf Jahre nach dem Beginn der Aufstände im Jahr 2020. 

Wir haben geübt uns selbst zu verteidigen mit Pfefferspray und in einem angeleiteten Selbstbehauptungsworkshop.

Und auch in diesem Jahr war es uns wichtig den Blick auf die anhaltenden Krisen und Kriege in dieser Welt zu lenken: Vortragende aus Israel und Palästina berichteten über die seit Jahren stattfindende Militarisierung der Gesellschaft, der Aushöhlung des Rechtssystems und der Rolle der Gefängnisse im stattfindenden Genozid an der palästinensischen Zivilbevölkerung. 

Der Kampf und das Leid der Menschen in der Ukraine dauert leider auch im Herbst des Jahres 2025 weiter an. Wir entschieden uns, mit den Spenden, die in diesem Jahr im Rahmen der anarchistischen Tage gesammelt wurden, unsere Genoss*innen in der Ukraine zu unterstützen in ihrem Kampf gegen das faschistische russische System.

Manche unserer Veranstaltungen haben wir aufgenommen, z.T nur in Wort, z.T aber auch mit Video – ihr findet sie hier auf unserem YouTube-Kanal:

Uns bleibt nur noch danke zu sagen für eure Diskussionsbeiträge, eure Kritik, eure Spenden und dafür, dass ihr die Anarchistischen Tage 2025 so wunderbar gemacht habt – bis zum nächsten mal <3

#92 Die Schwarzen Scharen. Anarchist*innen im historischen Antifaschismus – Oktobersendung des Anarchistischen Hörfunkes aus Dresden

In dieser Sendung zum Oktober 2025 beschäftigen wir uns mit der historischen Gruppe der Schwarzen Scharen. Diese war eine Gemeinschaft von Anarchist*innen während der Zeit der Weimarer Republik. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht antifaschistischen und militanten Selbstschutz für die FAUD (Freie Arbeiter*innen – Union Deutschland) und andere Anarchist*innen zu organisieren.

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Stellungnahme des Anarchistischen Netzwerks Dresden (AND) zum Antisemitismus-Vorwurf

Nicht erst seit den Anarchistischen Tagen 2024 wurden uns wiederholt Vorwürfe gemacht, wir würden mit unserer Veranstaltungsreihe antisemitische Inhalte verbreiten oder Referent*innen mit antisemitischen Positionen eine Bühne bieten. Dazu möchten wir an dieser Stelle unmissverständlich Stellung beziehen.

Als Anarchistisches Netzwerk positionieren wir uns klar und entschieden gegen Antisemitismus. Der Kampf gegen jede Form von Diskriminierung, Rassismus und Unterdrückung ist für uns ein zentraler Bestandteil emanzipatorischer Praxis.

Auch im Rahmen der dies jährigen A-Tage wollen wir vielfältige Perspektiven hörbar machen, inbesondere diejenigen, die sonst viel zu oft einfach ausgegrenzt werden – darunter sind sowohl Beiträge jüdisch-israelischer, als auch palästinensischer Stimmen. Eine so komplexe und historisch belastete Debatte braucht Räume für offenen Austausch, für gegenseitiges Zuhören, für das Aushalten und Verstehen unterschiedlicher Erfahrungen und Sichtweisen – und im besten Fall: für solidarisches Lernen voneinander.

Wir sind entsetzt und enttäuscht von Teilen der deutschen sogenannten Linken, die (pro-)palästinensische Stimmen systematisch blockiert, ausgrenzt und mit immer denselben Vorwürfen versucht zu delegitimieren und zum Schweigen zu bringen. Und wir sind entsetzt von so viel Arroganz und so viel Unwillen, das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung überhaupt anzuerkennen oder dessen Verursacher zu benennen.

Antisemitismus ist – auch und vor allem in Deutschland – ein reales, gegenwärtiges und gefährliches Problem. Er muss klar benannt und konsequent bekämpft werden – dort, wo er tatsächlich stattfindet. Es ist diesem Kampf auf keinen Fall zuträglich, wenn dieser Vorwurf beliebig und auf jedes Argument oder die Äußerung einer anderen Perspektive erhoben wird. Ganz im Gegenteil, wer jegliche politische Position, die nicht der eigenen entspricht, als Antisemitismus kritisiert, verursacht noch mehr Schaden und Leid und trägt nicht zum Kampf gegen die zunehmende Gewalt gegen jüdische Menschen bei.

Linke gegen Linksextremismus?

Die Einstufung des Anarchistischen Netzwerks als „linksextrem“ durch den deutschen Verfassungsschutz wird genutzt, um die Anarchistischen Tage zu sabotieren

Vor einigen Tagen erfuhren wir, dass eine Einzelperson aktiv versucht, den Anarchistischen Tagen Dresden zu schaden. In einer E-Mail an die Organisator*innen eines Veranstaltungsortes der A-Tage wurde mitgeteilt, dass das Anarchistische Netzwerk Dresden selbst und einige andere Gruppen, die mit Vorträgen auf den A-Tagen vertreten sind, „linksextrem“ seien und vom Verfassungsschutz beobachtet würden – eine Zusammenarbeit mit uns solle man sich also besser zweimal überlegen.

Linke, progressive Politik zu delegitimieren, aus der Stadt zu drängen und zu kriminalisieren, sind Maßnahmen, die wir sonst nur von CDU- oder AfD-Politiker*innen und Repressionsbehörden kennen.

Der Verfasser dieser Mail ist uns wohl bekannt: Er versteht sich selbst als links, ebenfalls wird er von einigen in der linken Szene als Teil dieser betrachtet.

Wir sind entsetzt und gleichzeitig nicht überrascht. Aktionen wie diese reihen sich ein in mehrere Versuche von Einzelpersonen, unsere politische Arbeit zu sabotieren und Menschen ihre Stimme zu nehmen, die wir während der A-Tage zu Wort kommen lassen wollen.

Wir sind zunehmend besorgt, dass sich vermeintlich „Linke“ immer wieder auf Rechtskonstrukte (Linksextremismus) dieses Staates berufen, um uns als ihre politischen Gegner*innen zu bekämpfen. Da sowohl die sächsische Landesregierung als auch die Bundesregierung unter dem Einfluss faschistischer Organisationen handeln, sehen wir diese Entwicklung als direkte Unterstützung des deutschen Staates in seinem Kampf gegen linke Strukturen.

In unseren anarchistischen Kreisen gibt es keinen Platz für Menschen, die sich auf den Staat und seine Strukturen berufen, um die eigene politische Agenda voranzutreiben.

# 90 „Ihr habt das Schloss, aber ich habe den Schlüssel“ – das Leben der Louise Michel Junisendung des Anarchistischen Hörfunkes aus Dresden

Louise Michel, Revolutionärin und Anarchistin, damals genannt die “rote Jungfrau” oder “moderne Jeanne d’Arc”, war eine zentrale Gestalt der Pariser Kommune, jenes Volksaufstands, der sich im Frühjahr 1871 zehn Wochen lang der neuen bürgerlichen Regierung und den preußischen Siegern widersetzte. Ihr Mut im Kampf und ihre Unerschrockenheit vor Gericht sind legendär. Schon zur damaligen Zeit erkannte sie die unterschiedlichen Ausbeutungsformen zwischen der herrschenden Klasse und den Bäuer*innen, zwischen Männern und Frauen, sowie zwischen Menschen und Tieren.

Heute fast 200 Jahre später sind ihre Kämpfe und Ansichten weiter aktuell und beschäftigen uns noch immer. Sich mit Louise Michel und ihrem Leben zu beschäftigen heißt also, in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich zu blicken.

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